Glaskasten PtL 2/2 - Teil I

Hallo Helmut, vielen Dank für deine Hinweise! Das Geheimnis, wie Wurfhebelbremse und Druckluftbremse unabhängig voneinander auf dieselbe Bremsmechanik wirken können, hatte ich vor Kurzem durch ein "Aha-Erlebnis" beim Betrachten meiner Fotos entschlüsselt:



Es liegt in den beiden länglichen Öffnungen in den Stangen oben im Bild. Die obere Zugstange gehört zur manuellen Bremse, wird also durch den Wurfhebel bewegt. Die darunter liegende Stange überträgt die Bewegung des Kolbens im Bremszylinder (rechts im Bild) direkt auf den schwarzen Bremshebel (an dieser Stelle fehlt ein Bolzen). Wenn man sich in den Mechanismus hineindenkt, versteht man besser, als dies Worte tun können, wie's geht: Zieht der handmechanische Hebel, gleitet der untere (fehlende) Bolzen ungehindert durch das untere Langloch. Betätigt der Bremszylinder die Bremsanlage, sorgt das obere Langloch dafür, dass sich die Bewegung nicht auf den manuellen Teil der Bremsanlage auswirkt. Ach, was war ich stolz, als ich das begriffen hatte! Und das will ich am Modell auch darstellen! (Natürlich funktionslos, aber es ist ja so schon tüftelig genug!) Gruß Michael (maxl)

Hallo Michael,
sieht gut aus, aber das bekommst Du schon hin (auch wenn Du leise Fluchst). Wird etwas fummelig die Teile zu verbinden! Bin gespannt welches Material Du dazu nimmst, also ich würde dazu Metallteile verwenden.

Gruß Helmut

Das werde ich vermutlich auch tun, Helmut! Z.B. Kupferdraht hämmern und löten und feilen und nochmal hämmern und wieder feilen... bis die Struktur stimmt. Da geht viel! Man wird immer kreativer im Umgang mit Materialien, wenn man - wie ich jetzt - sämtliche Einzelteile von Hand herstellen muss! Gruß Michael (maxl)

Zum Start ins Wochenende ein kleiner Zwischenbericht - der erste Bremszylinder entsteht aus Rundholz, Karton und LC-Muttern und -Nieten:



Und hier die Einbausituation:



Ein Vorbildvergleichsfoto aus meinem Fundus:



Ich hoffe, an diesem Wochenende mit der Darstellung der Bremsanlage noch ein gutes Stück voranzukommen... Gruß Michael (maxl)

und der ganze Zylinder ist gerade mal etwa 3 cm lang...

... also Klasse, die Bremse bekommt demnach also zwei von den Brems-Druck-Zylindern... Bemerkenswert finde ich (wenn es denn so ist) das die Bremse mit Luftdruck (oder haben die mit Dampf gebremst) geschlossen wird, also ohne Druck keine Bremsleistung. Glaube das es heute umgekehrt ist. Man braucht Druck um die Bremsen zu lösen. Jedenfalls war das bei einem alten Reisebus so, bei dem ich einige Zeit die schöne Aufgabe hatte ein mal die Woche die Bremsen zu lösen damit sie sich nicht fest setzen... Motor vorglühen, starten warten bis der Kompressor Druck aufgebaut hat, dann Fußbremse treten, Handbremse lösen, Fußbremse los, Handbremse wieder rein, Kupplung treten (musste auch bewegt werden) nach frühestes 5 Minuten Motor aus und fertig. Gab immer ein schönes Gezische und so richtig klasse war die Abgas-Aufbereitung auch nicht... Der Buss stand ein Sommer auf einem Campingplatz, dann musste sich mein Freund einen neuen suchen... komisch...

LG Steffan

Die damals übliche Druckluft-Bremse hat eine "indirekte" Steuerung über den Druck.

Heißt, du hast an jedem Bremszylinder ein Steuerventil und einen Luftbehälter.
Ist voller Druck auf der Leitung, lässt das Steuerventil den Druck in den Luftbehälter strömen,
der Bremszylinder ist mit der Atmosphäre verbunden (= 0 bar)

Lässt du nun Luft aus der Hauptluftleitung, lässt der Druck im Luftbehälter das Steuerventil Richtung Leitung "fallen",
öffnet den Zugang zum Bremszylinder,
schließt dessen Verbindung zur Atmosphäre und lässt so lange Luft dort hinein,
bis das Steuerventil wieder in Nullstellung steht (da gibt es NOCHMAL eine Unter-Steuerung...)

Dann noch mehr aus der Leitung (wieder etwas mehr Druck auf den Zylinder) usw.

Dann wieder lösen, indem die Leitung bis zum Betriebsdruck gefüllt wird,
die Luft im Bremszylinder ins Freie kann und sich gleichzeitig der Luftbehälter wieder auffüllt.

So im ganz Groben die damalige Druckluftbremse erklärt.
Nach dem Schema, mit etwas mehr Optimierung und Zusatzleitung, funktioniert es heute noch.

.... äääh ja, gut aber das Ganze funktionierte doch mit Dampf-Druck, oder muss Michael noch einen Kompressor bauen?

Das weiß nur Michael...

Stimmt, Steffan, nur dass der Kompressor bei Lokomotiven Luftpumpe heißt. Diese Luftpumpe selbst wird dann in der Tat mit Dampf betrieben. Ein respektables Teil übrigens, speziell beim Glaskasten... Tommys Ausführungen gibt es nichts hinzuzufügen. Ganz grundsätzlich aber bleibt das Prinzip, das Druckabfall in der Gesamtanlage die Bremsung auslöst - aus Sicherheitsgründen. Ich selbst mache mich Stück für Stück mit der "Westinghouse"-Druckluftbremse vertraut und werde sicher noch etwas mehr ins Detail gehen, wenn die einzelnen Bauteile nachgebildet werden. Aber ist doch schön, wenn wir hier immer wieder versuchen, die technischen Zusammenhänge zu klären. Ich persönlich will wirklich wissen, wie die Dinge funktionieren, die ich nachzubilden versuche. Sonst nix zufrieden! Gruß Michael (maxl)
P.S.: Die Baugröße des Bremszylinders war gerade noch zu bewältigen, Uwe. Vor anderen Details ist mir ein bisschen bang...

Hallo Michael,

brauchst du noch Unterlagen zur Westinghouse?

Das mit der Luftdruckbremse bei Dampflokomotiven siehe Bild, die Luftpumpe befindet sich beim Glaskasten vorne links.

Code:

http://images.zeno.org/Roell-1912/I/big/Ro03048a.jpg

Die Erklärung zum Bremszylinder siehe Link, dort gibt es noch weitere Erklärungen zu den Dampflokomotiven.

Code:

http://dlok.dgeg.de/36.htm

Viel Spaß beim Lesen.

Gruß Helmut

Danke für die Nachfrage, Tommy! Danke für die techn. Zeichnungen und Links, Helmut! Ich denke, in Sachen "Westinghouse" bin ich spätestens jetzt sehr gut versorgt. Ich lese und lese und lese und staune und staune und staune - diese Technologie ist über hundert Jahre alt! Und - kann man so sagen?: Im Prinzip hat sich nichts geändert! Gruß Michael (maxl)

Ah verstehe, bist gut vorbereitet

Hätte nur eine Beschreibung von 1906 mit paar maßstäblichen Bildern gehabt.

Du meinst sicher "Brosius und Koch's Lokomotivführer", Tommy. Ist z.Zt. meine "Bibel". Dreibänd. Reprint von 1906. Die Originalzeichnungen tauchen an den unterschiedlichsten Stellen immer wieder auf. Übrigens, wie geht's deiner E69, von der du dich (mit Recht) stolz ziehen lässt? Lass hören und sehen! Gruß Michael (maxl)

Oh, wieso hast du die denn auch???

Der geht's den Umständen entsprechend gut, wartet immer noch auf Zuwendung

Ich hab die gar nicht, Tommy. Ich hab mich nur eingelesen... Als ich im DB-Museum in Koblenz war, fand ich eine Broschüre "100 Jahre E69 03". Da hab ich gleich an dein Modell gedacht, die Broschüre geschnappt (gut, ich hab sie bezahlt) und bin jetzt schlauer! Gruß Michael (maxl)

Ich hab doch aber die 6901! :traurig1:
OK, sehen alle ähnlich aus...

maxl schrieb:die Broschüre geschnappt (gut, ich hab sie bezahlt)

Sehr löblich


Aber nun zurück zu deiner Lok, ist IHR Auftritt

Letzter Nachtrag, Tommy - in der Broschüre werden sie alle abgehandelt, von der 6901 bis zur 6903 und darüber hinaus... Gruß Michael (maxl)

Asooo

Nun wollte ich doch die Bremsanlage weiter ausbauen und da fiel mir gerade rechtzeitig ein, dass ich zuvor ja noch den Aschkasten und unteren Teil des Stehkessels einfügen muss. Denn wenn die Bremsanlage steht, kann ich die Radsätze nicht mehr entfernen. Also einmal umdenken und wieder Eigenbau:



Ich baue zur Verstärkung gerne mit Balsaholzstücken. Abmessungen des Bauteils habe ich einer technischen Zeichnung entnommen.



Um ehrlich zu sein - ich habe schon ordentlicher gebaut! Aber das meiste wird ohnehin nicht zu sehen sein... Wichtig war mir der markante Sockel des Stehkessels. Den kann man nämlich später durch die seitlichen Revisionsöffnungen durchaus sehen (wenn man will). Und nun der Einbau:



Und zum Schluss wieder das Vorbild - diesmal der schwarz-rote Glaskasten in Neuenmarkt, das sog. "Spalter Bockerl". Da könnt ihr gut sehen, was ich erreichen wollte, und welche Kompromisse ich letztlich eingegangen bin. Den Hebelmechanismus einzufügen war grenzwertig für mich...



Ich glaube fast, dass es das war für dies Wochenende! Grüße an euch alle! Michael (maxl)

Du wirst einen Spiegel unter den Glaskasten legen müssen Michael...  
Schau dann bei der Radmontage, dass die Kuppelstangen die Rahmenöffnungen nach Möglichkeit frei lassen

Also Michael ... wenn man die Vor-Bilder und Dein Modell so vergleicht,
kann man nur sagen ... das was Du da auf die feinen Speichenräder stellst,
darf qualitativ sicherlich schon als Museumsmodell eingestuft werden!

Gruß - Jörg -

Hallo Michael, sitze immer noch still staunend vor meinem Laptop,
und versuche deinem Baubericht zu folgen.

Hi Michael,

eine reine Freude dir zuzuschauen.
Klasse, deine Arbeit und das Ergebniss ist 
staunenswert.
....grandioses Projekt...

liebe Grüße
und besondere Glückwünsche 

vom Ossi