Burg Lichtenburg 1:250 (ERKOTyp / Prag 2008/2011 Richard Vyškovský)

Guten Abend,

wie bei der Anmoderation zu »Burg LIPNITZ (Hrad Lipnice)« erwähnt, ist bei den Modellbogen von Richard Vyškovský anzumerken, dass es sich nicht immer um die Abbildungen der Realiät handelt - sondern auch oft um Rekonstruktionen früherer Bauzustände.
Was aber dem unwiderstehlichen Charme keinen Abbruch tut, denn Juwelen wie das herausragende »Schloss Schwihau« oder die HIER und JETZT präsentierte Anlage »Lichtenburg« verströmen.

»LICHTENBURG« ist heute nur noch eine kaum erhaltene Ruine ....



Quelle: wikimedia.org/wiki/File:Lichnice-leden.jpg



Quelle: mistopisy.cz/pruvodce/body-zajmu/756/zricenina-hradu-lichnice/

Wikipedia-Zitat:»Die Ruine der Burg Lichnice liegt am Rande des Eisengebirges bei dem zu Třemošnice gehörigen Dorf Podhradí, etwa 15 km östlich von Čáslav. Ihr ursprünglicher Name war Burg Lichtenburg (tschechisch: Lichtenburk; auch: Lichtemburk). Seit 1958 wird die Burg als Kulturdenkmal geführt.
Die Burg Lichtenburg wurde vermutlich als königliche Gründung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Erstmals erwähnt wurde sie 1261, als sie im Besitz des Smil von Ronow war, der sich als erster von Lichtenburg nannte und damit den Familienzweig der Lichtenburger begründete. Die Burg besaß einen dreieckigen Grundriss mit zwei Wohntürmen. Im 14. Jahrhundert erfolgten Umbauten der Burg, die 1410 wiederum königliches Gut wurde. In den Hussitenkriegen wurde sie 1421 erobert und 1428 nochmals belagert. 1490 erwarben die Trčka von Lípa die Burg und die Herrschaft Lichtenburg und ließen die Burganlage im spätgotischen Stil umbauen. Nachdem sie seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts an Bedeutung verlor, wurden im 17. Jahrhundert die Befestigungsanlagen geschleift. 1700 wurde sie bereits als Ruine bezeichnet.« Zitatende

Es existiert auch eine ca. 17 minütige Filmdokumentation aus dem Jahre 2008 des Tschechischen Fernsehens, die sowohl die Ruine Lichtenburg, als auch Richard Vyškovský selbst vor Ort zeigt. Der Filmbeitrag gibt auch kurze Rückblenden in das Schaffen dieses Ausnahme-Talents.

Das im Jahre 2011 von ERKOtyp veröffentlichte Modell von Richard Vyškovsky im Maßstab 1:250 ist wohl im Jahre 2008 entstanden und zeigt eine idealisierende Rekonstruktion der dreieckigen Burganlage:



Technische und bibliographische Angaben:
Titel: »Hrad Lichnice« (Burg Lichtenburg)
Autor: Richard Vyškovský
Maßstab: 1:250 (Modellabmessungen - ca. - L 650 mm × B 650 mm × H 230 mm)
Verlag: ERKOtyp / Praha
Bogengrösse: DIN A4 hoch
Anzahl Bogen: 18 Seiten plus 8 Seiten Bauanleitung + 4 Seiten Umschlag
Material: 170 g/qm Offset - matt
Anzahl Teile: ca. 850
Bauanleitung: Text (CZ) + 3D-Montage-Skizzen
Text: Tschechisch
Erstveröffentlichung: 2011
Erscheinungsjahr: 2011
Bestell-Nr.: ER 22

Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... »Am Ende« komm das nach vielen Modellbaustunden heraus:



.... bevor man beginnt, steht in guter (alter) Tradition das sorgfältige Studium der Bogen ... hervorragende Druckqualität kombiniert mit (fast) perfektem Kartonmaterial verspricht interessantes Modellbauvergnügen:



Auch ERKOtyp praktiziert eine »Schwierigkeits-Skala« - LICHTENBURG ist (mit »5«) mit der höchsten Schwierigkeitsstufe indiziert (sogar eine "höher" als Burg Lipnice), wobei beide Modelle unmittelbar nacheinander entstanden sind und damit in etwa identische Konstruktionsansätze zeigen ... wobei ich ketzerisch anmerken möchte, dass RV in seiner gesamten Schaffenszeit stets denselben Konstruktionsansatz verfolgte - mit Ausnahmen der ganz frühen Entwürfe. Das eine oder andere Konstruktionsdetail, wie zum Beispiel der häufige Gebrauch von "Schlitzen" oder Öffnungen in Dächern um Gauben von der Rückseite her durchzustecken, wurden später seltener bis gar nicht mehr verwendet.
Das mir - ganz persönlich - ab und zu die Logik mancher Abwicklung verschlossen bleibt, führe ich darauf zurück, dass ich nicht in der Lage bin auch nur ein einziges Wort der Bauanleitung zu lesen ... :-)



Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... es »geht los« - äußerst unspektakulär, wie meistens:

Nachdem sowohl Ricardo Leite, John Madill und Jens Pielawa dieses Modell zusammengesetzt haben und mich alle drei wissen ließen, dass das »interessantere« Modell das der Burg Lipnitz (HRAD LIPNICE) sei (und das ja hier schon gezeigt wurde) verließ mich ein wenig der Enthusiasmus - und ich war beinahe versucht, das Projekt »Lichnice« sang- und klanglos einzustellen. Aber nach nochmaligem Studium der Modell-Bogen und der zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Arbeiten habe ich mich entschieden, das Modell d o c h zu bauen. Ohne, dass es nicht wieder vier Jahre dauert, bis das Modell fertig ist ... :-)




... kleine Fortschritte am Torturm der Kernburg, wie "üblich" montiert man das Innenleben als erstes und versucht dann, alles ohne Reibungsverlust zu verbinden - die zurückgesetzen Fenster sind hier zwar etwas klein geraten - aber aus der Ruhe bringen die einen nicht ...
Die beiden Treppen die vom Durchgang zu beiden Seiten an die Seitenwände reichen, passen sehr schön. Was für die prinzipiell hohe Qualität der Konstruktion spricht. Zwar fällt (auch hier) auf, dass die Konstruktion auf einem Material basiert, das höchstens halb so dick ist ...




Torturm geschlossen, Fachwerk-Geschoss und Dach vorbereitet. Hier zu gäbe es zu sagen:
Das Fachwerkgeschoss zeigt auf dem Titelbild des Modellbogen zurückgesetzte Holzverschläge, die NICHT im Modellbogen vorhanden sind (Auch beim Modell von Ricardo Leite sind diese nicht ausgeführt - sein Torturm hat einfache, offene "Löcher"). Es KANN natürlich sein, dass Lichtenburg tatsächlich "da oben" nur "Löcher" hatte - was mir aber nicht allzu logisch erscheint. Es wird also "selbstgestrickte" Holzläden geben - die notwendigen ausreichend tiefen Fensterstürze sind mit 1,0 mm Finnpappe simuliert ...

Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

Und weil's so schön ist: Dieser »Halter« für die Fahnenstange ist nicht meine Erfindung – habe ich schamlos abgekupfert ... ... weil ich auch mal eine Burg mit Fahnen haben will




... so, das mit den "selbstgestrickten" Holzläden hat schön funktioniert ..


... ansonsten geht das eher etwas fragmentarisch weiter, d.h. die ersten Gebäudestrukturen entstehen isoliert voneinander. Auch ist das ja noch ganz am Anfang ... Der hier probeweise gesetzte Flaggenstock ... ja, das passt!
Jederzeit wieder herausnehmbar - das im Dach mit Kartonteilen arretierte Kunststoffröhrchen tut seinen Dienst ... (... wie oben erwähnt: diesen hübschen Trick habe ich gnadenlos abgekupfert - und zwar bei Ricardo Leite )



Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

Allmählich wächst diese schöne Burg weiter. Besonderes gibt es an dieser Stelle hier nicht zu berichten - passt alles soweit - manchmal mit ein bisschen "Gezerre" - aber das hat schon wieder etwas liebenswertes, nichts was einer besonderen Erwähnung bedarf.







Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... aus Einzelkomponenten wächst eine erste zusammenhängende Struktur. Die geheimnisvollen »Löcher« haben wieder Holzläden erhalten und die von Richard Vyškovský nur zeichnerisch angedeuteten Stützen unter dem kleinen Wehrgang und unter dem Fachwerk-Turmumgang habe ich - in freier Interpretation - plastisch ergänzt ...





... das erste »Geländestück« lose dagegen gelegt ... bei d i e s e m Modell will ich versuchen, die Geländestrukturen GLEICH der jeweiligen Baugruppe angedeihen zu lassen ...



Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... apropos »Gelände«: Die Ursache für die im Bereich der Treppe (erstes Bild, Mitte) deutlich sichtbare "Lücke" im Gelände ist noch nicht gefunden. Wie auch das gesamte »Gelände«-Konzept rund um die Wehrmauer in diesem Bauabschnitt doch ziemlich »kneift«. Da sich ansonsten die Konstruktion als solide erweist, werde ich die Behebung des »Problems« vertagen und im Zusammenhangt mit der (später zu montierenden) Vorburg klären. Wird sich schon lösen lassen. Notfalls ergänze ich da was mit "Bordmitteln" ...




Umso spannender ist da die Komplettierung des ersten Bauabschnittes mit den beiden innenliegenden Fachwerkgebäuden.



Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... eine gute Zeit um papiernes Gemäuer wachsen zu lassen. Hier nun ein wenig weiterer Fortschritt an der schönen Rekonstruktion ... Das beim ersten Bauabschnitt unterlassene »Durchbrechen« der weißen, später verborgenen Flächen feiert dafür im zweiten Abschnitt fröhliche Urständ. Und das ist hier gut!

Spaßeshalber zeige ich auf dem ersten Bild meine persönliche Art und Weise, einen Vyškovský zu montieren: Alle Komponenten die ich anhand der Montageskizze als zu einem Bauschnitt gehörend identifiziere, werden vorbereitet und ähnlich einem Puzzle erstmal ausgebreitet. Dann folgt ein sehr zeitintensives Probieren und wieder Probieren, wie denn das in welcher Reihenfolge zusammenzusetzen wäre. Zwar nicht immer »Fourty miles of dirty road« - aber vielleicht wäre das alles etwas weniger mühsam, wenn man denn die Sprache verstünde. Denn wie schon zuvor erwähnt: Die Ziffern geben keinesfalls die Reihenfolge der Montage an ....






Und wieder zu sehen: Ein fürchterlicher »Gap« (immer noch derselbe) im Bereich der den Turm umrundenden Wehrmauer. Tatsächlich ist das »Gemurkse« in diesem Fall nicht meine Schuld - auch Ricardo Leite und andere Modellbauer sind über dieselbe Ungenauigkeit gestolpert. Ricardo hat dann den letzten Bauabschnitt vorgezogen und die Teile der Vorburg montiert und dieses »Loch« passend kaschiert ...wahrscheinlich, damit es ihn nicht dauernd "angrinst" ... vielleicht sollte ich das auch tun? (nicht grinsen - sondern das Loch schließen!! Na, erstmal die ganze Deko auf die Dächer und das Treppenhaus an die Außenmauer schmeißen - dann wird man sehen ...

Jetzt wird's dann doch noch persönlich:
Natürlich vergleicht der geneigte Modellbauer dieses Modell mit dem Modell "LIPNICE/Lichnitz" aus gleicher Feder und gleichem Hause... und fragt sich dann doch das eine oder andere .. beide Modelle haben den gleichen Maßstab. Und während das Modell "LIPNICE/Lichnitz" eine schier endlose Fülle von zurückgesetzten - detaillierten - Fenstern zeigt, gibt es die hier wenig bis gar nicht. Und nicht dass die Fenster bei "LIPNICE/Lichnitz" größer wären ... war denn HIER kein Platz dafür? Hier jetzt alle Fenster mit Bordmitteln "zurückzusetzen" - dazu fehlt mir die Motivation. Auch meine ich feststellen zu können, dass das Modell "LIPNICE/Lichnitz" etwas größere Sorgfalt empfing - bei diesem Modell hier fallen mir zunehmend kleine überflüssige Flüchtigkeitspatzer auf, die zwar allesamt nicht erwähnenswert sind ... aber dann doch ein klitzekleines Wermutströpfchen ins Vergnügen fallen lassen ...

Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

Hallo Thomas, neben den gekonnt präsentierten Bilder Deiner Bauvorhaben genieße ich auch die im Plauderton verfassten Begleittexte sehr, danke.

Schlossherr schrieb:Hallo Thomas, neben den gekonnt präsentierten Bilder Deiner Bauvorhaben genieße ich auch die im Plauderton verfassten Begleittexte sehr, danke.

Servus aus Niederbayern und danke für »die Blumen« :-)

HG
TP

Hallo Thomas - ich weiß nicht, in welcher Reihenfolge die beiden von dir gebauten Burgen konstruiert wurden bzw. auf den Markt gekommen sind.
Aber es wäre doch denkbar, dass ihre Unterschiede auch einen Erfahrungszuwachs des Konstrukteurs widerspiegeln.
Der "Gap" im Bereich der Wehrmauer ist in der Tat ärgerlich.
Ich stelle mir vor, wie er Vyskowsky gegrämt haben muss, als nach dem Druck nichts mehr zu reparieren war... So etwas "schaut" einen natürlich an!
Trotz allem: Immer wieder schön, deiner sauberen Bauweise zuzuschauen und deine profunden Kommentare zu lesen.
Vielen Dank dafür!

Beste Grüße
Michael

Hallo Michael,

aus eigener Erfahrung weiss ich leider nur zu genau, wie sehr die Interessen eines Verlegers mit denen des Modellbogen-Designers kollidieren (können). Warum hier mit zurückgesetzten Fenstern so sparsam umgegangen wurde - darüber kann man nur spekulieren. Eine Möglichkeit könnte der zur Verfügung stehende Platz gewesen sein. Die Gesamtanlage "Lichtenburg" ist im Modell deutlich größer als "Lichnitz" – bei gleicher Bogenzahl. Und da war wohl kein Platz mehr für viele separate Fenster – aber wie gesagt: reine Vermutung.

Aber schauen wir weiter: Wieder ein weiterer Fortschritt an der schönen Rekonstruktion ... Eigentlich aber nur die dekorativen Teile des aktuellen Bauabschnittes und die lange Schildmauer ...



... zwei alternative Blickwinkel ...



.... und noch zwei Ansichten von der Nähe ...



Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... das letzte Bild im vorherigen Beitrag datiert aus 2021. Aus persönlichen Gründen war es erst 2023 möglich, dieses Modell fertig zu stellen. Alle folgenden Fotos zeigen daher das fertige Modell. Auf das fotografieren der Zwischenphasen habe ich allerdings verzichtet ...







...weitere Bilder folgen ...

Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... zum Wochenende für dieses Modell die vor-letzte Bildersequenz. Weiter im Rundgang um das fertige Ergebnis ...







Das letzte Bild mag exemplarisch sein für die gewisse Nachlässigkeit in der Qualitätskontrolle dieser Produktion:
hier stimmt der Übergang der Boden- und Wege-Illustration am Anschluß der beiden »Hof«-Bauteile leider
überhaupt nicht ...   schade.
Und ich hatte ehrlicherweise keine große Lust,  hier retuschierend einzugreifen ...

Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

so, das wäre dann der »Zieleinlauf« für den Rundgang um »Lichtenburg«:






Herzliche Grüße
Thomas Pleiner

... und der letzte Beitrag:





Und das Gesamtensemble:


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

Herzliche Grüße
Thomas Pleiner